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BioGrafie: Dr. Michael Burnet, Geschäftsführer Synovo GmbH

(Stuttgart/Tübingen) – Dr. Michael Burnet ist Gründer, Geschäftsführer, Forscher und Erfinder. Fünf Unternehmen hat er bereits auf einen hoffnungsvollen Weg gebracht. Mit der Tübinger Synovo GmbH, einem pharmazeutischen Forschungsunternehmen, entwickelt er unter anderem Therapien gegen die Lungenentzündung, die Covid-19 so gefährlich macht. Mit der Qualizyme Diagnostics GmbH & Co KG in Graz, Österreich, produziert er ein erfolgreiches Frühwarnsystem für Wundinfektionen. Neben seiner Forschungs- und Geschäftsführungstätigkeit erfindet Burnet Küchenutensilien und Möbel. Im August wird der neue Synovo-Firmensitz in Tübingen eingeweiht – mit genug Platz für Hightech-Forschung und eine Drehbank.

Tropfende Milchkännchen können lästig sein. Vor allem bei Besprechungen mit wichtigen Kunden. „Milch hat aufgrund ihres Fettgehalts eine andere Oberflächenspannung als Wasser, Tee oder Kaffee; ich habe ein Kännchen aus Teflon entworfen, das dennoch absolut tropffrei funktioniert“, erklärt der promovierte Biochemiker, während er schwungvoll – und selbstverständlich, ohne zu kleckern – eingießt. Es ist bezeichnend für Dr. Michael Burnet, dass er sich nicht ärgert, sondern nach Lösungen sucht. Das gilt fürs Kaffeetrinken genauso wie für die Medizin.

Mit seinem Unternehmen Synovo forscht er im Auftrag von Kunden aus der pharmazeutischen Industrie an Projekten im Bereich der Optimierung entzündungshemmender und immunsuppressiver Arzneimittel. „Wir verdienen Geld, indem wir Lösungen für die Frühphase in der Pharmaforschung suchen“, erklärt Burnet. Fünf Firmen hat der 53-Jährige bis heute gegründet, „zwei davon dauerhaft profitabel“, wie er selbst sagt. Neben Synovo ist das das Unternehmen Qualizyme im österreichischen Graz. Hier werden Lösungen zur Wunddiagnostik entwickelt. „Eine nicht heilende Wunde hat eine Ursache, aber die Diagnostik in diesem Bereich ist noch sehr ‚basic‘. Unser Produkt kann detektieren, dass die Immunantwort aktiviert ist und eine Infektion droht.“ Geleitet wird Qualizyme von zwei jungen Wissenschaftlerinnen. Ausgezeichnet mit dem Phönix Gründerpreis, gehört das Unternehmen zu den meistversprechenden MedTech-Startups des Landes.

„Ich habe von Anfang an versucht, nicht am Tropf von Geldgebern zu hängen, wir beteiligen uns zwar an EU- und BMBF-Projekten, aber die machen nur rund sieben Prozent unseres Umsatzes aus.“ Burnet sucht nach dem perfekten Milchkännchen auch beim Thema Gesundheitswirtschaft. „Es gilt, moderne Produkte schneller in den Markt zu bringen, das macht sie auch günstiger. ‚Value based pricing‘ – der Erstattungspreis hängt direkt vom Nutzen ab – kann Biotech-Firmen generell sehr helfen, wenn es zu früheren Umsätzen führt.“ Wir in Deutschland könnten eine Vorreiterrolle übernehmen, sagt er und schwärmt von den Verhältnissen in Australien: „Wenn dort jemand klinische Entwicklung macht, erstattet der Staat 43 Prozent der Kosten. Dadurch gewinnt man frühen Zugang zu neuen Therapien und fördert einen sehr aktiven Forschungssektor.“ Forschung und Entwicklung sind aus seiner Sicht existenziell: „Erfindergeist ist enorm wichtig und viele Erfindungen werden von ganz normalen Leuten und in kleinen Firmen gemacht. Dafür braucht man erstmal nur einen Kopf – und dann ein Umfeld, in dem die Entwicklung finanziert wird.“

Ein Weltbürger, der sich als Europäer sieht
Mit dem Anliegen, Wissen zu vermehren, bleibt er einer Familientradition treu, die sogar in Wikipedia nachzulesen ist: Sein Großvater, Sir Frank Macfarlane Burnet, erhielt 1960, gemeinsam mit Peter Brian Medawar, den Nobelpreis für Medizin für die Entdeckung der erworbenen immunologischen Toleranz. Michael Burnets Vater beteiligte sich in Papua-Neuguinea als Ökonom an der Erforschung der Kuru-Krankheit. Diese Prionenkrankheit, die hierzulande erst durch das Auftreten von BSE bekannt wurde, breitete sich im 20. Jahrhundert epidemieartig im indigenen Volk der Fore aus – verursacht durch Endokannibalismus, also dem Verzehr von Fleisch verstorbener Stammesmitglieder.

Michael Burnet, der in Papua-Neuguinea aufwuchs, sprach während der ersten Jahre seines Lebens nur Pidgin und lernte, dass der Reichtum eines Landes viel mit der Gesundheit der Bevölkerung zu tun hat. Auch um nicht mit dem berühmten Großvater zu konkurrieren, entschied er sich zunächst für ein Studium der Agrarwissenschaften, bevor er Biochemiker wurde: „Ich habe aktiv etwas anderes als Medizin gewählt; dass ich letztlich doch in der Pharma- bzw. Medizinbranche arbeite, überrascht mich immer noch.“ Burnet studierte in Australien, ging anschließend nach Kanada, USA, Frankreich und Großbritannien. Er spricht Italienisch, Französisch, Deutsch und natürlich Englisch. „Als ich in einem Meeting mit einem Schweizer, einem Schwaben und einem Berliner saß, hatte ich den Eindruck, dass ich der Einzige war, der alles verstanden hat.“ Ein Weltbürger also, der sich als Europäer sieht und mit seiner Firma Synovo, die er 2004 gegründet hat, an drei Standorten in Tübingen tiefe Wurzeln geschlagen hat. Aktuell baut er auf eigenes Risiko einen neuen Firmensitz mit 100 Arbeitsplätzen. Fürs Erste genug Platz für seine 52 Mitarbeiter und weitere Unternehmen; denn ein Teil der hochwertigen neuen Laborräume wird erst einmal vermietet. Im August 2021 wird die Einweihung mit einem – je nach Pandemie-Status – mehr oder weniger rauschenden Fest gefeiert.

Auch die Entwicklung mehrerer Forschungsprojekte in Graz und Tübingen hängen direkt von der Pandemie ab. Nach dem Frühwarnsystem für Wundinfektionen entwickelt Qualizyme nun Schnelltests für COVID-19-Infektionen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Tests soll das System nicht auf dem Nachweis der RNA oder von Antikörpern beruhen, sondern auf dem direkten Nachweis von Viruspartikeln. Das Team der Synovo wiederum forscht bereits seit mehreren Jahren an einer innovativen Therapie gegen Lungenentzündung. „Durch unsere Studie konnten wir den Beweis erbringen, dass unser Wirkstoff SYD015 bei ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome) funktioniert. COVID könnte als spezielle Form des ARDS betrachtet werden.“ SYD015 ist ein so genannter Immunmodulator, der die gegen das Virus gerichteten Immunantworten des Körpers unterstützt, während er gleichzeitig Gewebe zerstörende „überschießende“ Immunreaktionen verhindert bzw. reduziert. Synovo entwickelt darüber hinaus Tests zum Antikörpernachweis gegen SARS-CoV-2 verwandte Proteine und Prozesse. Damit kann unter anderem abgeschätzt werden, ob die Impfantwort effektiv ist.

Immunmodulatoren als Lösung
Lungenentzündung, Wundinfektion, Krebs, Alzheimer – die Themen, mit denen sich Burnet beschäftigt, haben etwas gemeinsam: „Letztlich sind es aus meiner Sicht Infektionen und deren Langzeitauswirkung auf die Organsysteme von der Onkologie bis zur Augenheilkunde. Auch wenn es verschiedene Erkrankungen sind, geht es um die Hoch- oder Herunterregulierung der Immunantwort. In der Immuntherapie gegen Krebs wollen wir das Immunsystem hochregulieren. Morbus Crohn oder Asthma sind Beispiele dafür, dass zu viel Immunaktivität vorhanden ist, die herunterreguliert werden muss. Unsere Lösungen sind Immunmodulatoren.“ Dafür muss Burnet nicht nur Englisch und Schwäbisch verstehen, sondern auch die jeweiligen Spezialisten. „Ich versuche immer, ein integrativer Fachmann zu sein und ihre Sprache zu sprechen“, erklärt er.

Als passionierter Läufer – „meine Zehn-Kilometer-Zeit ist heute fünf Minuten schneller als vor 15 Jahren“ – braucht Burnet Ausdauer und Beharrlichkeit, um seine Ziele zu erreichen. Kommunikation und Teamarbeit sind ihm dabei extrem wichtig. Er engagiert sich in der BioRegion STERN seit der ersten Stunde. „Ein funktionierendes Netzwerk ist in der Branche unersetzlich. Nur als Teil einer Gesamtheit mit einem unterstützenden Umfeld schafft es das hiesige Cluster, erfolgreich zu werden.“ Selbstbewusst blickt Burnet in die Zukunft: „In 15 Jahren könnte sich die Biotechnologie in Tübingen umgewandelt haben in das Palo Alto oder Cupertino für die Life-Sciences. Wir müssen die Gelegenheit jetzt nutzen!“

Gerade hat sich Burnet – ganz nebenbei – damit beschäftigt, wie die Innenstadt von Tübingen in Pandemiezeiten wieder geselliger und trotzdem sicher sein kann. Dafür engagiert sich der Unternehmer gemeinsam mit anderen in der Stadt, um Konzepte zu entwickeln, die die Tübinger Wirtschaft zukünftig Covid-kompatibler machen. Er hat beispielsweise einen speziellen Tisch für die Außengastronomie entworfen und den Prototypen selbst hergestellt, ganz im Sinne seines Mottos: „Keine Firma ist komplett ohne Drehbank.“ Dass er neben Mikroskopen und PCR-Geräten daran auch weiterhin arbeitet, ist sicher: „Man braucht Erfindergeist. Ich glaube daran, dass man mit dem eigenen Kopf und den eigenen Händen etwas Neues und Besseres schaffen kann.“ In seinem Fall betrifft das garantiert nicht nur die Milchkännchen.

Über die BioRegio STERN Management GmbH:
Die BioRegio STERN Management GmbH ist Wirtschaftsentwickler für die Life-Sciences-Branche. Sie fördert im öffentlichen Auftrag Innovationen und Start-ups und trägt so zur Stärkung des Standorts bei. In den Regionen Stuttgart und Neckar-Alb mit den Städten Tübingen und Reutlingen ist sie die zentrale Anlaufstelle für Gründer und Unternehmer.
Die BioRegion STERN zählt zu den großen und erfolgreichen BioRegionen in Deutschland. Alleinstellungsmerkmale sind die bundesweit einzigartige Mischung aus Biotechnologie- und Medizintechnikunternehmen sowie die regionalen Cluster der Automatisierungstechnik, des Maschinen- und Anlagenbaus.

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Bildquelle: Andreas Körner/BioRegio STERN Management GmbH

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