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Österreich befindet sich 2021 weiterhin deutlich unter dem Vorjahr, Großinsolvenzen blieben bisher aus, nationale und globale Trendwende wird erst für 2022 erwartet

> Weltweite Insolvenzen steigen 2022 um voraussichtlich 15 % an – von sehr niedrigem Niveau ausgehend
> Keine Trendwende für 2021 in Sicht: weiterer Rückgang der globalen Insolvenzen um 6 % erwartet
> Österreich: Minus 45,1 % bei den Gesamtinsolvenzen gegenüber 2020, massiver Rückgang der Verbindlichkeiten aufgrund ausgebliebener Großinsolvenzen
> Starker Rückgang bei Baugewerbe, Dienstleistungssektor, Gastronomie und Tourismus
> Prognose für 2022: Anstieg der nationalen Firmenpleiten auf 4 500 bis 5 000 Fälle

Wien, 6. Oktober 2021 – Es zeichnet sich bei den globalen Insolvenzen weiterhin ein Wechsel aus Licht und Schatten ab: 2022 dürften die weltweiten Insolvenzen allmählich auf das Ausmaß von vor der Pandemie zurückkehren – allerdings in einem langsamen Tempo, angepasst an die Rücknahme der umfangreichen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen. Trotz eines erwarteten Anstiegs von rund 15 % dürften die globalen Fallzahlen 2022 im Durchschnitt weiterhin 4 % niedriger liegen als 2019 – vor der Pandemie. Dennoch kehren insbesondere Exportrisiken stärker zurück als bisher.

2020 lag der Rückgang bei den weltweiten Pleiten bei 12 % und auch im laufenden Jahr zeichnet sich ein weiterer Rückgang um rund 6 % ab, so die jüngste Insolvenzstudie von Österreichs führender Kreditversicherung Acredia in Zusammenarbeit mit Euler Hermes.

„Die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen haben ihr Ziel erreicht, möglichst viele Insolvenzen zu verhindern“, sagt Acredia-Vorständin Gudrun Meierschitz. „In Westeuropa haben die Maßnahmen jede zweite Pleite verhindert, in den USA jede dritte. Für heuer zeichnet sich keine Trendwende ab: Die Verlängerung zahlreicher Programme wird die Insolvenzen im Jahr 2021 auf einem weiterhin niedrigen Niveau halten. Wie es weitergeht, hängt maßgeblich davon ab, wie die Regierungen in den kommenden Monaten handeln. Erst ab 2022 dürfte sich das weltweite Insolvenzgeschehen wieder schrittweise normalisieren.“

+ Österreich verzeichnet um fast die Hälfte weniger Insolvenzen als 2020
„Österreich verzeichnet ein Minus von 45,1 % bei den Gesamtinsolvenzen gegenüber 2020. Das entspricht rund 1 000 Fällen gegenüber 1 927 Fällen im Vorjahr. Die Insolvenzverbindlichkeiten sind ebenfalls stark gesunken – von 1,744 Millionen Euro in 2020 auf 365 Millionen Euro in 2021. Das liegt daran, dass es keine Großinsolvenzen gibt“, so Meierschitz und ergänzt: „Wir erwarten keine Insolvenzschockwelle für den Rest des Jahres 2021, aber einen leichten wöchentlichen Anstieg ab Herbst mit einer Rückkehr zum Vorkrisen-Niveau. Diesen Trend bestätigen die Zahlen seit Juli 2021 nach Auslaufen der staatlichen Förderungen. Mit Jahresende erwarten wir in etwa die gleiche Fallzahl wie 2020, also rund 3 000 Insolvenzfälle in Österreich.“ Einen starken Rückgang bei den Fällen gab es im Bau- und Baunebengewerbe, dem Dienstleistungssektor sowie Gastronomie und Tourismus.
Für 2022 prognostiziert Acredia einen Anstieg der Firmenpleiten in Österreich auf 4 500 bis 5 000 Fälle.

+ Deutschland: 2022 erstmals wieder leichter Anstieg erwartet
In Deutschland kündigt sich für 2021 zunächst ein weiterer Rückgang von 5 % bei den Insolvenzen auf rund 15 000 Fälle an: Vor der Pandemie waren es 2019 noch 18 749 Fälle; 2020 sind diese dann im Zuge der staatlichen Hilfsprogramme um 16 % auf 15 840 Fälle gesunken.

„2022 dürften aber auch hier die Pleiten wieder um rund 9 % auf etwa 16 300 Fälle zunehmen. Die relativ gute Ausgangslage, eines der größten staatlichen Unterstützungsprogramme und die wieder anziehende Weltwirtschaft haben deutschen Unternehmen eine gute Startposition verschafft, um sich auf die neue Normalität einzustellen“, erläutert Gudrun Meierschitz die Situation von Österreichs wichtigstem Exportmarkt.

+ Regionale Unterschiede: In einigen Ländern steigen die Insolvenzen 2021 gegen den Trend
Die Entwicklung ist global sehr unterschiedlich: Während in den meisten Ländern 2021 die Pleiten weiter – zum Teil deutlich – rückläufig sein dürften, gibt es auch einige Länder, bei denen die Fallzahlen bereits 2021 gegen den globalen Trend steigen dürften. Dabei gibt auch die unterjährige Entwicklung Aufschluss über mögliche regionale Hot-Spots.

So steigen Insolvenzen in Westeuropa 2021 voraussichtlich in Italien (+47 %), Spanien (+30 %), Großbritannien (+10 %), Luxemburg und der Schweiz (je +4 %) sowie in Belgien (+3 %). In Osteuropa verzeichnen insbesondere Polen (+62 %), Ungarn (+20 %), Rumänien (+8 %) und Bulgarien (+5 %) steigende Fallzahlen ebenso wie in Asien: Hongkong (+24 %), Indien (+13 %), Taiwan (+10 %). In Afrika dürften Marokko (+48 %) und Südafrika (+8 %) den stärksten Anstieg sehen und in Südamerika sind Kolumbien (+12 %) und Brasilien (+6 %) besonders betroffen.

+ Fünf Indikatoren bestimmen die weitere Insolvenzentwicklung
Die neue Normalität bei den Insolvenzen birgt in allen Regionen weiterhin zahlreiche Risiken, die Unternehmen im Auge behalten sollten. Das Zusammenspiel von (1) globaler und lokaler wirtschaftlicher Entwicklung und (2) staatlicher Unterstützung spielt bei der Entwicklung der Insolvenzen eine entscheidende Rolle. Hinzu kommt (3) das weiterhin bestehende Ausfallrisiko von Unternehmen, die bereits vor Covid-19 zu den Wackelkandidaten oder „Zombies“ zählten. Zudem hat (4) die verschlechterte Finanzlage mancher Unternehmen das Problem der Schuldentragfähigkeit verschärft. Die rasche Erholung der Unternehmensgründungen ist zwar einerseits eine positive Nachricht, die aber auch eine Kehrseite der Medaille hat: (5) Junge Unternehmen sind traditionell anfälliger für Insolvenzen. Zudem vergrößert diese Entwicklung die Basis für potenzielle Insolvenzen insbesondere in Bereichen, in denen die Gründung von Unternehmen in hohem Maße mit in der Pandemie neu entstandenen Bedürfnissen zusammenhängt wie zum Beispiel Hauszustellungen, deren langfristige Tragfähigkeit jedoch unsicher ist.

Hier finden Sie die vollständige Studie (Englisch).

Acredia ist mit einem Marktanteil von über 50 % und einem Gesamtobligo von 27,1 Milliarden Euro Österreichs führende Kreditversicherung und schützt offene Forderungen im In- und Ausland.
Acredia steht im Eigentum einer Managementholding – 49 % hält die Euler Hermes AG, Hamburg und 51 % die Oesterreichische Kontrollbank AG, Wien. Der Umsatz der Acredia-Gruppe beträgt insgesamt 79,7 Millionen Euro. Acredia ist Mitglied der Informations- und Dialogplattform „Unternehmen Zukunft“: Zeitgemäßes Arbeiten sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind zentrale Themen, die in der Unternehmensidentität fest verankert sind. www.acredia.at

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Bildquelle: Acredia/M. Draper

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