Der anhaltende Bauboom verleiht der Branche Auftrieb, der Materialmangel und die vierte Corona-Welle bringen jedoch erhebliche Herausforderungen. Was sind die aktuellen Trends und Chancen des Marktes? Wir haben uns mit Leszek Gierszewski, dem Geschäftsführer von DRUTEX S.A. getroffen, um einen Insider-Blick auf die Entwicklungen in der Tür- und Fensterbranche zu werfen. DRUTEX verfügt über eine maximale Produktionskapazität von rund 7.000 Fenstern am Tag und beliefert Bauherren und Gewerbetreibende auf der ganzen Welt.
Herr Gierszewski, 2021 wurde DRUTEX beim „EY Entrepreneur of the Year“- Wettbewerb mit einem Preis für internationale Expansion ausgezeichnet. Wie hat sich das Unternehmen seither entwickelt?
Leszek Gierszewski: Sehr gut – 2021 sind wir um rund 30 Prozent gewachsen. Darüber hinaus haben wir unser
Portfolio erheblich vergrößert, insbesondere, was Aluminium-Eingangstüren betrifft. Dafür mitverantwortlich ist eine unserer bedeutendsten Investitionen: Unsere neue Pulverbeschichtungsanlage ermöglicht es uns, Aluminiumprodukte schneller und in noch besserer Qualität zu fertigen. Auch die Raffstoren, also Außenjalousien, stellen eine wichtige Erweiterung des Portfolios dar. Sie schützen vor allem Gebäude mit großen Fensterfronten optimal gegen Sonneneinstrahlung; ein Produkt, das nicht nur gut zu aktuellen architektonischen Trends passt, sondern auch zu den veränderten Bau-Anforderungen, die aus dem Klimawandel resultieren.
Unsere größte Herausforderung ist die Produktionsfläche: Wir investieren die ganze Zeit über, 2021 mehr als 70 Millionen PLN. Zu unseren Plänen für das kommende Jahr zählt eine neue Produktionshalle von 75.000 m² Fläche. Diese zusätzliche Kapazität versetzt uns außerdem in die Lage, bestehende Maschinen zu modernisieren. Aktuell ist das unmöglich, weil wir die Produktion dafür unterbrechen müssten – und das kommt angesichts der momentanen Nachfragewelle nicht infrage.
Und diese Welle bleibt ungebrochen. Vielen Unternehmern kommt es aktuell vor allem darauf an, dass Bestellungen pünktlich geliefert werden, damit es auf der Baustelle keine Verzögerungen gibt. Wie schnell liefert DRUTEX?
Gierszewski: In Europa sogar in bis zu sieben Tagen, von der Bestellbestätigung bis zur Lieferung. Das können wir, und daran halten wir weiterhin fest, auch bei steigender Nachfrage: Gibt ein Kunde eine Bestellung auf, soll er sie so schnell wie möglich in den Händen halten.
Wir produzieren nichts vor – stattdessen fertigen wir individuell, den Bedürfnissen des Käufers entsprechend und kurz bevor der LKW zum Abholen kommt. Da die Produkte in der Regel wenig Zeit bei uns im Werk verbringen, können wir größtenteils auf Lagerfläche verzichten. Stattdessen nutzen wir den Platz zur Produktion. Für die Lieferung greifen wir auf eine große und moderne Flotte zurück – aktuell über 400 Fahrzeuge.
Sieben Tage zur personalisierten Produktion und Lieferung, das erscheint in der Tat rekordverdächtig. Leidet unter einer solchen Geschwindigkeit nicht die Qualität?
Gierszewski: Eine berechtigte Frage. Die Qualität unserer Produkte ruht auf zwei Fundamenten: Zum einen produzieren wir nahezu alles selbst. Alle Komponenten entsprechen somit zuverlässig unseren eigenen hohen Standards, im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern, die hinsichtlich der Qualität von ihren Zulieferern abhängig sind.
Darüber hinaus kontrollieren wir unsere Produkte laufend. Die Maschinen, mit denen Prüfungen und Stresstests durchgeführt werden, modernisieren wir ebenso häufig wie unsere Fertigungsanlagen. Das Qualitätsmanagement arbeitet rund um die Uhr, um mit der Produktion Schritt zu halten. Für die Präzision stehen diverse Zertifikate
internationaler Prüforganisationen ein, zum Beispiel vom TÜV.
Wir betrachten unsere Produkte nicht nur durch die Augen des Endbenutzers, sondern auch durch die des Fachmanns: Profile werden auf Festigkeit geprüft, Türen und Fenster auf Luftdurchlässigkeit, Windlast, Schlagregendichtheit … Diese Aspekte werden von renommierten Instituten wie dem ift Rosenheim sowie von uns selbst an unserer KS Schulten Testwand geprüft.
Wie Sie gerade erwähnten, macht DRUTEX fast alles inhouse. Mit einer Ausnahme: der Vertrieb. Wie kommt das?
Gierszewski: Die Dienstleitung ist im Fensterhandel ein wesentlicher Bestandteil des Produkts. Die Menschen kaufen nichts Selbsterklärendes, stattdessen gibt es zahlreiche Parameter und Bedingungen zu beachten, viele davon individuell. Der Händler ist also immer auch Berater und persönlicher Ansprechpartner. Er kennt seine Kunden ganz genau, ebenso den Markt mit allen Eigenheiten und Facetten.
Deshalb setzen wir lieber auf Handelspartner, die bereits etabliert sind und mit den Kunden in Kontakt stehen. Allerdings beschäftigen wir Außendienstmitarbeiter, die unser Netz erweitern und mit potenziellen neuen Partnern in Kontakt treten. Sie schulen die Händler im Umgang mit unseren Produkten, sodass diese optimal für den Verkauf
gerüstet sind. Zu diesem Zweck haben wir ein breites Angebot an Fortbildungsmöglichkeiten aufgestellt und unseren Händlern zugängig gemacht.
Was sind in Ihren Augen die aktuellen Trends, was die Nachfrage bei Fenstern, Rollläden und anderen Artikeln betrifft?
Gierszewski: Unsere Handelspartner berichten verstärkt, dass Endkunden immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit legen. Wie gut ist dieses Fenster gedämmt? Wie viel Heizenergie spare ich damit im Winter? Wie viel weniger muss ich mit diesen Rollläden die Klimaanlage betreiben? Diese Fragen sind für den Klimaschutz und das persönliche Budget gleichermaßen bedeutend. Zumal die hohe Lebensdauer unserer Fenster und Türen ebenfalls Ressourcen schont. Wir freuen uns, dem gesteigerten Umweltbewusstsein der Menschen mit passenden Produkten begegnen zu können. Ein weiterer Trend sind großzügige Fensterflächen mit schmalen, nahezu unsichtbaren Rahmen – Fenster, die viel Tageslicht einlassen und Räume optisch vergrößern. Wir begegnen diesem Trend auch mit Neuentwicklungen wie den Raffstoren.
Wer Trends recherchiert, tut gut daran, Messen zu besuchen: Dort sind nicht nur aktuelle Strömungen und Stile vertreten, sondern auch die Innovationen, die der Industrie von morgen ihre Form geben. Was das betrifft, planen wir bereits jetzt unseren Auftritt auf der Nürnberger Fensterbau Frontale im März.
Eine letzte Frage: Angeblich befindet sich das erste Fenster, das Sie gebaut haben, bei Ihnen zu Hause. Stimmt das?
Gierszewski: Ja, da ist es bis heute. Es stammt aus dem Jahr 1994 und ist immer noch top in Schuss.
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