Am 6. Februar vor 70 Jahren wurde Elizabeth II. zur Königin proklamiert – Die Queen als Vorbild: Elf Tipps für bessere Nerven und mehr Optimismus
An diesem Sonntag (06. Februar) feiert Elizabeth II. das 70. Jubiläum ihrer Proklamation zur Königin. Wer die stets farbenfroh gekleidete und lächelnde Monarchin aber nur mit Familien-Skandalen und Corgie-Hunden verbindet, dem entgeht eine reichhaltige Inspirationsquelle: Die Queen kann Vorbild für Persönlichkeitsentwicklung und Stressmanagement sein! „Das dienstälteste Staatsoberhaupt der Welt ist eine Lehrmeisterin der Lebenstüchtigkeit. Motto: straucheln – Krone richten – weitermachen! Und das ist nur eine andere Umschreibung für Resilienz“, erklärt Nicole Strauss, Führungskräfte-Coach und Stress-Therapeutin aus Karlsruhe.
Anhand von elf Beispielen erklärt Strauss, was man von der Queen in Sachen Resilienz lernen kann:
1. SINN: 1947 gab die 21-jährige Kronprinzessin per Rundfunk das ab, was im modernen business English heute „mission statement“ heißt: „I declare before you all that my whole life whether it be long or short shall be devoted to your service.“ Genau das gehört auch zu den Kernqualitäten resilienter Menschen: wissen, was der Sinn und Fokus der eigenen Aufgabe ist. Diese Klarheit steigert Motivation und Leistung. Und sie hilft bei der Abgrenzung: Was mache ich (bewusst) nicht? Wozu sage ich Nein? Auf was verzichte ich – ohne Groll und das Gefühl, etwas zu verpassen?
2. NERVEN: 1981 verübt ein 17-Jähriger während einer Reiterparade mit einer Schreckschusswaffe einen Angriff auf die Königin. Alles war in heller Aufregung. Die Monarchin jedoch behielt die Nerven: Obwohl ihr Pferd durchzugehen drohte, hielt die versierte Reiterin die Zügel fest in der Hand, beruhigte das Tier und konnte damit am Ende sogar noch eine Massenpanik der zahlreichen Schaulustigen am Wegesrand verhindern. Dasselbe ist auch im Berufs- und Privatleben wichtig: in schwierigen Situationen den Fokus halten und mutige Entscheidungen treffen.
3. EGOISMUS: Den Sommer verbringt die Queen traditionell auf dem schottischen Anwesen Balmoral. Sie hat zwar auch dort täglich ein waches Auge auf ihre verfassungsmäßigen und karitativen Pflichten. Hauptsächlich aber genießt sie die Natur, das Reiten, Familienbegegnungen, Grillen unter freiem Himmel usw. Resiliente Menschen wissen: Wer viel Einsatz im Beruf, in Care-Arbeit oder beim Ehrenamt leistet, der muss auch an sich denken – d.h. entspannen, Energie tanken, Hobbys ausüben, liebe Menschen um sich scharen, das Alleinsein genießen u.v.m. „Nur aus gesundem Egoismus wächst Hochleistung“, betont Strauss.
4. LERNWILLE: Führungskräfte und Teamkollegen können ein Lied davon singen: Manch ältere Berufstätige tun sich schwer oder weigern sich sogar, noch Digitalkompetenz zu erlernen, obwohl diese für die hybride Arbeitswelt 4.0 so wichtig ist. Die Queen erfüllte seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie viele ihrer zahlreichen Termine vorbildlich per Videokonferenz. Die ihr eigene Neugierde für Technik wird dazu beigetragen haben. „Sie zeigt uns: Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können!“, so Strauss
5. FREUNDE: Als Königin und Staatsoberhaupt kann Elizabeth II. sicher nicht so einfach Sozialkontakte pflegen wie unsereins. Doch auch die Queen weiß um die Bedeutung dieser berühmten „Handvoll“ Menschen, auf die man sich verlassen kann, mit denen man sich blind versteht, die Energie und Liebe spenden. Resiliente Menschen investieren in solche Goldstandard-Beziehungen – Zeit, Geduld, Zuwendung, Toleranz, Respekt. Und resiliente Menschen sind gern für (wenige, ausgesuchte) andere Menschen Fels in der Brandung.
6. DISZIPLIN: Die Queen ist bekannt dafür, nichts dem Zufall zu überlassen – Outfit, Terminplanung, Selbstvermarktung u.v.m. Täglich bearbeitet sie diszipliniert ihr Pensum an Briefings und Akten in der legendären roten Box. Ihre innere und äußere Haltung – selbst mit über 90 Jahren – ist legendär. Resiliente Menschen wissen, dass mentale Stärke und gute Netzwerke einen zweifelsohne weit bringen können. Zu einem rundum erfüllten Leben gehören aber auch Macherqualitäten, Umsetzungsdisziplin und Ergebnisorientierung. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Das stammt zwar von Erich Kästner – ist aber ganz im Sinne der Queen“, betont Strauss
7. FEHLERKORREKTUR: Die erste, zurückhaltende Reaktion auf den Unfalltod von Prinzessin Diana 1997 gilt als die größte Fehlentscheidung in der Regentschaft der Queen. Eine Rekordzahl von Briten sprach sich in diesen Wochen für die Abschaffung der Monarchie aus. Und was macht die bekannteste Frau der Welt: Sie korrigiert sich öffentlich. Dies gipfelte darin, dass sich Elizabeth II. vor dem vorbeifahrenden Sarg von Diana verneigte – normalerweise verneigt sich laut Hofprotokoll die Queen vor niemandem! Merke: Resilienz heißt nicht, keine Fehler zu machen. Resilienz heißt, aus Fehlern zu lernen und sich zu korrigieren.
8. LERNEN: Was sagt man der britischen upper class nicht alles nach. Doch in ihrem Ratschlag „erkläre dich nie, beschwere dich nie“ (never explain, never complain), liegt ein handfester Resilienz-Ratschlag: Statt sich in schwierigen Situationen oder nach Fehlern lange zu rechtfertigen oder Abwehrschlachten zu kämpfen, forschen resiliente Menschen nach der Lektion und verbessern sich. Strauss weiter: „Außerdem sind resiliente Menschen keine drama queens – sie lamentieren nicht lange, sondern finden Lösungen und einen Plan B.“
9. OPTIMISMUS: Der frühe Tod Ihres Vaters, die Seitensprung-Gerüchte um ihren Mann, die Tragödie um Lady Di, die Scheidungen ihrer Kinder, der Brand von Schloss Windsor, der Megxit, Boris Johnson und der Brexit, die aktuellen Missbrauchsermittlungen gegen ihren Sohn: Wie hält sie das alles aus, ohne – wenigstens sichtbar – dem Stress zu verfallen? Zeitzeugen und Weggefährten sagen: Es ist eine Mischung aus Gottvertrauen, der Fähigkeit zu fokussieren, einem zyklischen Weltbild (auf Regen folgt Sonne) und diszipliniertem positiven Denken. „Alles Eigenschaften, die man auf jeder Resilienz-Liste findet und die Menschen im Stress-Coaching zu erlernen versuchen“, fasst Strauss zusammen.
10. HOBBY: Nie sieht man die Queen fröhlicher, gelöster, enthusiastischer als im Umgang mit Pferden. Ob sie (noch im hohen Alter) selbst reitet, die Wettbewerbe von Royal Ascot verfolgt oder ihre ebenfalls reitbegeisterte Tochter Anne und die Enkelin Sarah anfeuert – in solchen Momenten ist sie mit sich im Reinen. Weggefährten sagen, wenn sie nicht Königin wäre, wäre sie „something with horses“. Resilienten Menschen gelingt es, aus einem Hobby oder einer Leidenschaft Energie und Lebensqualität zu ziehen. Sie definieren sich nie nur über eine Rolle, beispielsweise „erfolgreiche Berufstätige“ oder „guter Vater“. „Das ist besonders wichtig, wenn es in einem Teil des Lebens gerade knirscht“, weiß Strauss.
11. HUMOR: Der britische Humor ist berühmt. Von der Queen ist überliefert, dass sie sich selbst wenig wichtig nimmt, Menschen mit ihrer unprätentiösen Art gewinnt und (selbstironisch) scherzen kann. Sie hat ein lautes Lachen, blödelt bei Fotoshootings schon einmal herum und bezeichnet unvorteilhafte Fotos von sich als „mein Miss-Piggy-Gesicht“. Unvergessen auch der Videoclip, bei dem sie sich – sichtlich „amused“ und in Begleitung ihrer treuen Corgis – vom ultracoolen James-Bond-Mimen Daniel Craig aus dem Palast abholen ließ.
Stress-Coach Strauss: „Dies ist vielleicht der wichtigste Resilienz-Tipp, den die Queen uns geben würde: Humor ist, wenn man trotzdem lacht!“
Dr. phil. Nicole Strauss (Jg. 1968) ist Spezialistin für Fitness durch Führung. Mit langjähriger eigener Führungserfahrung bis auf C-Level sowie einer fundierten psychologischen Ausbildung coacht sie Menschen und Unternehmen dabei, sich fit und resilient in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Sie ist außerdem als Scrum Master, Hochschuldozentin, Speakerin und Autorin tätig. Schwerpunkte sind Selbst-Führung (z.B. Stressmanagement, Karriere und Konflikte), Mitarbeiter-Führung (z. B. Kommunikation, New Work und Agilität) sowie übergeordnete Themen (z.B. Betriebliches Gesundheitsmanagement). Web: www.nicole-strauss.com
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