Aus Sicht von Dr. Elena Kuß, Informatik Professorin an der Hochschule Reutlingen, hat die Corona Krise zu einem besonderen Lerneffekt geführt und die Digitalisierung gefördert.
Vor einem Jahr, mitten in der Corona Krise im März 2021, begann Prof. Dr. Elena Kuß ihre Arbeit an der Fakultät Informatik der Hochschule Reutlingen. Statt voller Hörsäle und Seminare erlebte sie einen ungewöhnlichen Start in ihre neue Tätigkeit. Ähnlich wie viele Studierende, die sich statt im Seminarraum in einem Onlineseminar wiederfanden. Wir haben nachgefragt, wie es der neuen Professorin für Wirtschaftsinformatik nach einem Jahr an der Hochschule Reutlingen geht.
Aus Sicht von Elena Kuß hat die Corona Krise mit all ihren Problemen auch positive Entwicklungen angeschoben, so die Professorin im Gespräch. „Wir haben einen enormen Digitalisierungsschub in den letzten Monaten gesehen und wir haben alle in dieser Zeit auch viel dazugelernt, das uns in vielen Bereichen weitergebracht hat.“ Ob in Präsenz oder Online sei letztlich nicht die alles entscheidende Frage. Wichtig sei es ihr die Selbstständigkeit der Einzelnen zu fördern. „Das ist mir in der Lehre besonders wichtig. Früher als ich selbst studiert habe fand ich die verschulten Vorlesungen unangemessen und nicht zielführend.“
Genau das möchte die heute 37 -jährige Professorin ihren Studierenden nicht zumuten. Elena Kuß hat daher zur Vorbereitung auf ihre Lehrtätigkeit an der Fakultät Informatik Didaktik Kurse besucht. „Ich habe mich gefragt was meine Ziele sind und wie ich diese erreichen kann. Ich hatte bereits Erfahrungen in der Online-Lehre gesammelt bevor ich die Professur angetreten habe.“ Besonders wichtig ist ihr in der Lehre, auch angesichts ihrer Erfahrungen früher, den Studierenden heute das selbstständige Lösen von „Problemstellungen“ und wichtige Werkzeuge für Ihren späteren Beruf zu vermitteln. „Das kann manchmal auch einfach eine gewisse Herangehensweise oder Denkweise sein, die man auch nicht wieder so schnell vergisst und daher immer wieder anwenden kann.“
Für das Thema Informatik hat sich die heute 37 jährige nicht erst seit ihrem Studium interessiert. Schon als junges Mädchen habe sie am PC „gebastelt“ erzählt sie. Nach ihrem Abi habe sie dann quasi ihren Berufstraum in die Praxis umgesetzt. „Informatik habe ich dann an der DHBW studiert, da ich mir erhoffte, die theoretischen Grundlagen, die ich im Studium lerne, direkt in der Praxis anwenden zu können. 1/3 meines Studiums an der DHBW habe ich im Ausland, nämlich in der Türkei an einer Universität in Izmir, verbracht.“
Aus Sicht von Elena Kuß ist ein Auslandsaufenthalt durchaus sinnvoll, wenn man diesen gut vorbereitet und er, wie im Studiengang Wirtschaftsinformatik, auch ins Studienkonzept eingebunden ist. „Ein weiterer Punkt ist, dass man durch den Auslandsaufenthalt die Kultur eines Landes sehr intensiv kennen lernt. Kultur meint dabei auch, wie Menschen Probleme lösen, mit Kritik und Anregungen umgehen oder sich im Umgang verhalten. Das ist in vielen Ländern anders als in Deutschland. Wenn man dann später selbst für Auslandsgeschäfte verantwortlich ist, ist diese Erfahrung sehr hilfreich, weil man den anderen besser versteht.“
Dinge besser verstehen, Neugier auf andere Dinge. Das sind Antriebsfedern die Elena Kuß motivieren und so passt es auch, dass sie nach dem Bachelor auch ein Masterstudium an der Universität Heidelberg absolvierte. „Durch das Masterstudium habe ich einen weiteren Horizont bekommen, weil ich mich dort mit sehr verschiedenen Gebieten der Informatik intensiv befassen konnte.“
Ein Wissen, das ihr auch bei ihrer Tätigkeit für den zivilen Bereich der Bundeswehr sehr geholfen hat. Denn dort war sie für alle Forschungs- und Technologievorhaben im Bereich „IT Trends“ verantwortlich. „Hier habe ich Forschungsvorhaben begleitet bzw. eigene Forschungsvorhaben durchgeführt und da hilft es natürlich, wenn man, gerade bei IT-Trends“ auf ein sehr breites Wissen zurückgreifen kann. Zudem war ich beruflich auch noch Institutsbetreuerin des Fraunhofer Instituts in Wachtberg und für die Drittmittelvergabe verantwortlich.“
An der Hochschule hat Elena Kuß übrigens die Professur für Informatik, insbesondere intelligente Informationssysteme übernommen, so die offizielle Beschreibung. „Für die Hochschule Reutlingen habe ich mich entschieden, weil sie besonders forschungsstark ist und die Ausschreibung hervorragend zu meinem Profil gepasst hat. Das Themenfeld der Professur, so Elena Kuß, deckt sich mit ihren persönlichen Interessen an der Informatik. „Ich finde den Bereich der künstlichen Intelligenz interessant. Besonders faszinierend ist zu sehen, welche für Menschen einfach lösbare Aufgaben für KI Systeme schwer zu lösen sind und umgekehrt. Ein Beispiel sind Bereiche, wo wir sagen, dass hier ein besonderes Fingerspitzengefühl nötig ist oder auch der ganze Bereich des Humors.
Ein Idol hat Elena Kuß bei allem Blick in die Zukunft auch. Es ist Konrad Zuse. Der deutsche Forscher entwickelte mit dem Z3 im Jahre 1941 den ersten funktionstüchtigen, vollautomatischen, programmgesteuerten und frei programmierbaren, in binärer Gleitkommarechnung arbeitenden Rechner und somit den ersten funktionsfähigen Computer der Welt. „Das war ein echter Pionier der Informatik.“
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