Der Fachkräftemangel wächst und kostet der Wirtschaft Geld – daran ist nichts zu rütteln. Wie können Unternehmen auf diese Entwicklung reagieren und weiterhin interne Kompetenzen entwickeln?
* Die Industrie und das produzierende Gewerbe greifen ebenfalls auf selbstständige Expert:innen zurück
* Projekte im Bereich IT-Projektmanagement werden häufig ausgelagert
* Selbstständige Spezialist:innen sind häufig die Brücke, um Themen voranzubringen und internes Knowhow sowie Diversität aufzubauen
Rund 1,9 Millionen offene Stellen im zweiten Quartal 2022 meldete das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Für die deutsche Wirtschaft bedeutet das immense Kosten. Denn: Der Mangel an Arbeitskräften bringt Umsatzverluste mit sich. 86 Milliarden Euro im Jahr büßt Deutschland durch die verlorene Wirtschaftsleistung ein, wie die die Boston Consulting Group kürzlich errechnete – Tendenz steigend. Entscheidend ist es, die Lücke jetzt zu schließen und agil auf den Fachkräftemangel zu reagieren.
„Natürlich sollte es langfristig das Ziel sein, Wissen und Kompetenzen in Unternehmen aufzubauen und zu bündeln“, sagt Nikolaus Schmidt, Gründer der Beratungsplattform Klaiton. „Werden allerdings Projekte und Aufgaben – bedingt durch die Personalengpässe – aufgeschoben oder entschleunigt, führt das auf lange Sicht zu weiteren Umsatzeinbußen“, so der Geschäftsführer.
Der Arbeitsmarkt braucht kurzfristige Lösungen
Eine Brücke könnte der Einsatz selbstständiger Fachkräfte bauen. Unternehmen gewinnen so nicht nur verfügbare Arbeitskraft. Sie können dadurch auch wertvolles Know-how in ihre Teams bringen. Denn: Viele Selbstständige arbeiten in wissensintensiven Geschäftsbereichen und haben Spezialexpertise aufgebaut, die sie teilen können.
„Insbesondere Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden werden ohne externe Arbeitskräfte kaum wettbewerbsfähig bleiben können“, davon ist Nikolaus Schmidt überzeugt. Denn: Immer mehr Anforderungen rollen auf große und mittelständische Organisationen zu. Sie brauchen also schnell zugängliches Fachwissen in Themen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder Risikomanagement.
In welchen Branchen werden externe Fachkräfte eingesetzt?
Nicht verwunderlich also, dass externe Leistungen in immer mehr Branchen und Geschäftsbereichen nachgefragt werden. Einer hausinternen Auswertung von Klaiton zufolge haben vor allem die Konsumgüterbranche und der Handel die Vorteile externer Fachkräfte für sich erkannt: Mehr als 40 Prozent der unabhängigen Spezialist:innen der Beratungsplattform arbeiteten 2022 in diesem Industriezweig. Rund 20 Prozent unterstützten Unternehmen in Industrie und Produktion. Steigender Bedarf ist auch in der Pharma- und Biotech-Industrie (knapp 10 Prozent) und bei Organisationen aus dem Bereich Energie und Umwelt zu spüren (rund 12 Prozent).
Welche Expertise ist extern häufig gefragt?
Die Expertise der externen Fachkräfte wird dabei vor allem im IT-Projektmanagement gebraucht. In 2022 waren knapp 29 Prozent aller vermittelten Berater:innen der Plattform in diesem Bereich tätig. Aber auch für Aufgaben im Prozessmanagement (18 Prozent) oder bei Supply Chain Projekten (17,5 Prozent) greifen viele Unternehmen auf fachmännische Unterstützung zurück. Weitere vielfach nachgefragte Geschäftsbereiche sind das Projekt- bzw. Programmmanagement sowie Marketing und Vertrieb.
Mit Selbstständigen Arbeitskräftemangel begegnen und Teamdynamik fördern
Der Grund, warum so viele Unternehmen verstärkt auf selbstständige Arbeitskräfte zurückgreifen, ist nicht nur im wachsenden Arbeitskräftemangel zu suchen. Führungskräfte möchten sich auch den Marktblick, das Know-how und die positiven Impulse auf die Zusammenarbeit zunutze machen. „Der Transfereffekt ist nicht zu unterschätzen“, sagt auch Nikolaus Schmidt. „Fachwissen und neue Herangehensweisen können die Dynamik im Team enorm beflügeln.“
Dazu trägt nicht selten eine größere Diversität bei, die Unternehmen mit einer passgenauen Wahl der externen Spezialist:innen in ihre Abteilungen bringen können. Mehr Vielseitigkeit fördert bekanntlich neue Ideen und Herangehensweisen.
Fazit: Selbstständige als Chance im Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel kostet Unternehmen Fortschritt und Geld. Eine Möglichkeit entgegenzusteuern, ist der Einsatz selbstständiger Arbeitskräfte. Die temporäre Unterstützung der eigenen Teams bietet viele Vorteile: Unternehmen können für kurzfristige personelle Aufstockung sorgen, Wissenslücken füllen und Spezialistenwissen transferieren.
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