Noch im Frühjahr suchten Familie und Freund:innen gemeinsam mit der Stefan-Morsch-Stiftung nach einem genetischen Zwilling für die an Leukämie erkrankte Nadja aus Hohnstedt – für eine lebensrettende Stammzellspende. Nun haben ihre Ärzt:innen überraschend Entwarnung gegeben: Der Blutkrebs ist aktuell nicht mehr nachweisbar, eine Stammzelltransplantation vorerst nicht notwendig.
„Das ist alles noch ein bisschen unwirklich. Aber das Größte ist jetzt für mich, dass ich bei meiner Familie sein kann“, berichtet Nadja. Über die guten Nachrichten aus Hohnstedt freut sich auch Susanne Morsch, Vorstandsvorsitzende der Stefan-Morsch-Stiftung im rheinland-pfälzischen Birkenfeld: „Allein die Vorstellung, dass die Ungewissheit im Moment erst einmal hinter der Familie liegt, finde ich sehr bewegend. Wir drücken natürlich fest die Daumen, dass das so bleibt und die Leukämie nicht zurückkommt.“ Auch Nadja möchte sich bei den Menschen bedanken, die im Juni den Typisierungsaufruf der Stiftung in Northeim unterstützt haben: „Danke von Herzen!“
Ein Rückblick: Im Frühling 2022 erwarten Nadja und ihr Mann ihr zweites Kind. Doch noch im Kreißsaal wird dieser besondere Tag zum Alptraum: Bei der 36-Jährigen wird Leukämie diagnostiziert – ein großer Schock. Während die neugeborene Hannah bald zu ihrem Vater und Bruder Henry nach Hause darf, muss ihre Mutter in der Klinik bleiben. Um Nadja zu helfen, eine:n passende:n Spender:in zu finden, stellen ihre Freundinnen mit der Kirchengemeinde und verschiedenen Vereinen eine Typisierungsaktion auf die Beine, gemeinsam mit der Stefan-Morsch-Stiftung. Mehr als 200 Menschen folgten im Juni dem Aufruf und registrierten sich als potenzielle Lebensretter:innen für Nadja und andere Betroffene weltweit.
„Mir wird erst jetzt bewusst, was da im Krankenhaus alles passiert ist und wie schlecht es mir ging“, sagt Nadja. Die monatelange Chemotherapie sieht man ihr mittlerweile kaum noch an: „Ich komme schnell an meine Grenzen, gehe aber viel spazieren, um wieder zu Kräften zu kommen“, erklärt sie. Auch ihre Haare sind wieder gewachsen. Auf den ersten Friseurbesuch nach der Chemotherapie ist sie stolz: „Das war ein echter Glücksmoment und hat mir gutgetan. Ich habe gelernt, mich über die kleinen Dinge zu freuen. Ich genieße es, die Kinder aufwachsen zu sehen. Hannah ist schon richtig groß geworden und brabbelt schon. Auch Henry geht es gut.“ Immer wieder hatte der Dreijährige gefragt, wann seine Mama denn wieder gesund sei. „Das war eine ganz schwere Frage, auf die ich lange keine Antwort wusste. Jetzt kann ich ihm sagen „Ja, ich bin wieder gesund“. Ich bin einfach dankbar – auch den vielen Menschen, die mich auf unterschiedlichste Weise unterstützt haben!“
Auch die Bereitschaft, Geld zu spenden, war extrem hoch: 29.900 Euro sind dank des Engagements von Nadjas Unterstützer:innen zusammengekommen – für den Kampf gegen Leukämie. Spendengelder sind ein wichtiger Faktor für die gemeinnützige Stefan-Morsch-Stiftung, denn damit können etwa die Kosten für die Neuaufnahme potenzieller Stammzellspender:innen von je 40 Euro gedeckt werden. Zudem unterstützt die Stiftung Betroffene und ihre Familien, wenn diese aufgrund der Erkrankung in eine finanzielle Notlage gekommen sind. Darüber hinaus werden auch Forschungsprojekte gefördert, um die Überlebens- und Heilungschancen von Patient:innen weiter zu verbessern.
Jedes Jahr erkranken etwa 13.500 Menschen in Deutschland an Leukämie. Viele von ihnen können nur überleben, wenn es einen genetisch passenden Spender oder eine passende Spenderin gibt. Um aber überhaupt gefunden zu werden, ist es wichtig, sich als potenzielle:r Stammzellspender:in zu registrieren. Über die Homepage www.stefan-morsch-stiftung.de ist das jederzeit online möglich.
Die Stefan-Morsch-Stiftung ist Deutschlands erste Stammzellspenderdatei mit Sitz im rheinland-pfälzischen Birkenfeld. Mitte der 80er Jahre bewegte das Schicksal des 16-jahrigen Stefan Morsch viele Menschen in Deutschland und weltweit. Er war der erste Europaer, bei dem durch eine Ubertragung von fremdem Knochenmark die Leukamie geheilt werden konnte. Stefan starb nach einem halben Jahr an einer Lungenentzundung. Seine Idee, in Deutschland eine Datenbank fur Stammzellspender:innen aufzubauen, um anderen Leukamiepatienten:innen eine Chance auf Heilung zu ermoglichen, ist mit der Grundung der Stefan-Morsch-Stiftung 1986 Realitat geworden. Heute suchen und vermitteln wir Stammzellspender:innen fur Transplantationskliniken im In- und Ausland und koordinieren Stammzellentnahmen in enger Absprache mit der transplantierenden Klinik. In unserem HLA-Labor werden die eingehenden Blut- und Speichelproben potenzieller Spender:innen analysiert. Bislang konnten wir weltweit fur mehr als 8.000 Patient:innen passende Lebensretter:innen identifizieren. Darüber hinaus begleiten und beraten wir Menschen mit Leukämie vor und nach der Transplantation und unterstützen Betroffene, wenn sie aufgrund ihrer Erkrankung in eine finanzielle Notlage gekommen sind. Zudem fordert die Stiftung verschiedene Forschungsprojekte.
Wir sind Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD) und in Fachgesellschaften wie der „World Marrow Donor Association“ (WMDA) sowie der „European Society for Blood and Marrow Transplantation“ (EBMT).
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