„Der Held war nicht Hitler treu – er war Christ!“ so versuchte Propaganda Zweifel an den Helden des NS-Systems zu streuen. Dass diese Propaganda noch einmal im Jahr 2016 zum Einsatz kommt erstaunt.
Eine Rotenburger Initiative die sich mit der Traditionspflege der Bundeswehr befasst, schaut genau hin – einigen vielleicht manchmal zu genau. Doch Gründlichkeit lohnt sich.
Eine Gruppe rechtskonservativer Rotenburger hatte 2015 ein Dossier zusammengestellt, das die Eignung von Helmut Lent als „sinnstiftendes Vorbild“ für die heutigen Soldaten untermauern sollte. Darin zeigten sie auch einen Zeitungsartikel. „Lents letzter Wille rettet seine Familie vor dem KZ“. Diese Unterlagen erhielten auch die Mitglieder des Rats der Stadt Rotenburg, des Kreistags und der Bundeswehr. Das ZMSBw (Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr bezog den Artikel in sein Gutachten zu Helmut Lent ein. Die Geschichte erschien in der Presse, wurde in Reden zitiert und viele Menschen bezogen sich auf eben dieses Gutachten.
Doch der Zeitungsartikel warf Fragen auf. Er enthielt auffallend viele Fehler und er widersprach einem Brief von Helmut Lents Schwägerin. Einem Rotenburger fiel die Kopfzeile dieses Zeitungsartikels auf. Er gab die unvollständige abgebildete Kopfzeile bei Google ein und ergänzte sie sinngemäß. „Nachrichten für die Truppe“ stand dort. Das Suchergebnis: ein Schock. Es ist der Titel eines US-Propaganda-Blattes für „graue Propaganda“ – Fake News, wie man heute sagen würde. Ein typographischer Abgleich brachte Gewissheit: Der Artikel stammte nicht aus der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“ wie Bücher und Gutachten es behaupten, sondern von einer Seite 3 der „Nachrichten für die Truppe. Ein Puzzle setzte sich zusammen, denn der Artikel stand im Widerspruch zu anderen Angaben und enthielt unerklärliche Fehler. Ein Archivar aus den USA bestätigte – es handelt sich um die Ausgabe der Nachrichten für die Truppe vom 2.1.1945. Mittlerweile liegt eine Kopie dieser Ausgabe vor (Abbildung)
Doch dieser Zeitungsartikel diente 2015 dem ZMSBw als „Anhaltspunkt“ dafür das Helmut Lent – Namensgeber der Lent Kaserne – eine „innere Distanz“ zum Führer und zum Nationalsozialismus habe. Damit erfüllt der Artikel original den Zweck, den diese Falschmeldung im Jahre 1945 haben sollte, als sie zu tausenden des Nachts von amerikanischen Bombern gezielt hinter den feindlichen Linien abgeworfen wurde: Zweifel zu nähren und die Legende zu bilden, dass die Idole des dritten Reiches sich „innerlich von Führer und nationalsozialistischer Idee“ abgewandt hätten. So passt diese Propaganda des US-Geheimdienstes störungsfrei in das Narrativ derer, die Helden des NS-Systems als sinnstiftende Vorbilder der heutigen Soldatengenerationen erhalten wollen.
Dieses Dokument, dem Buch „The Lent Papers“ entnommen, wurde ungeprüft von einem Kreis um den Ehrenbürger und ehemaligen CDU Fraktionsvorsitzenden Friedrich Kuhle in Umlauf gebracht und sollte eigentlich die These untermauern, Lent sei „kein Nazi im eigentlichen Sinne gewesen – und daher als „sinnstiftendes“ Vorbild auch für heutige Soldaten geeignet. Auch der heutige SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil berief sich auf das Gutachten des ZMSBw, um seine Unterstützung des Namens „Lent-Kaserne“ zu begründen.
Jürgen Dehn, Generalstaatsanwalt a.D., hatte 2016 die Aufgabe übernommen, auf einer Veranstaltung in der Kaserne die Soldaten über Helmut Lent aufzuklären. Auch er berief sich auf diesen Zeitungsartikel, ging jedoch noch darüber hinaus als er erklärte: „So enthielt eine nach seinem Tode in der Deutschen Allgemeinen Zeitung erschienene Todesanzeige nicht die obligatorische Floskel „Gefallen für Führer, Volk und Vaterland „, sondern ein deutliches Bekenntnis zum „festen Glauben an Jesus Christus“. Den Text hatte Lent vorausschauend selbst verfasst und eine Bezugnahme auf den Nationalsozialismus untersagt. Dies konnte die alsbald von der Gestapo verhörte Familie nachweisen. Das Verfahren musste daher eingestellt werden. Sein christlicher Glaube war es sicher auch, der ihn furchtlos gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft aufbegehren ließ. “ So rückte er Lent zusätzlich in die Nähe des aktiven Widerstands.
Man kann sich in etwa vorstellen wie gut solche Zeilen in den Ohren von Traditionalisten, Rechtskonservativen und vielleicht auch der in Rotenburg stationierten Militärseelsorgers klingen. So erfolgte wenig später dann auch das Votum des Standorts, den Namen des NS-Helden beibehalten zu wollen, denn der „Makel“ der Distanzlosigkeit zu Führer und NS-Ideologie war ja von ihm genommen.
So wirkt Alliierten-Propaganda aus dem Jahr 1945 unmittelbar in die Debatte um Traditionen der Bundeswehr im Jahr 2018 hinein. Das hätten sich die Macher sich 1945 sicher nicht so vorgestellt – und es ist auf eine Art skurril die man sich nicht ausdenken kann.
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